In Kaliningrad sind die Menschen im hohen Maße von der schlechten Wirtschaftslage betroffen. Durch die steigenden Arbeitslosenzahlen und steigenden Lebensmittelpreise sind viele Menschen in der Region verarmt. Gerade Kinder und Jugendliche auf dem Land leiden unter den prekären Verhältnissen. Viele Kinder wachsen inmitten häuslicher Gewalt und ohne Fürsorge der Eltern auf, da diese durch materielle Not und existenzielle Ängste, die nicht selten in Alkoholabhängigkeit münden, ihren Pflichten nicht mehr nachkommen können. In der Schule werden sie oft aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten oder fehlender sozialer Kompetenz ausgegrenzt. Den Meisten fehlt es an Perspektiven und ihre Frustration über ihre Lebenssituation mündet zu oft darin, dass sie Reißaus von zuhause nehmen und in Alkohol-und Drogenkonsum abrutschen. Einige versuchen durch illegale Geschäfte, ein Einkommen zu erwirtschaften. Besonders der Handel mit Drogen stellt in Kaliningrad ein großes Problem dar.
Solche maroden Häuser gibt es oft im "Hinterland" Kaliningrads. Geringe Einkommen und wenig Ausbildungsplätze gefolgt von Perspektivlosigkeit sind ein großes Problem in den ländlichen Gebieten Kaliningrads. Wie so oft, leidet vor allem die Jugend darunter.
Im Zuge der schlechten wirtschaftlichen und sozialen Lage leistet unsere lokale Partnerorganisation, die Caritas Kaliningrad, einen großen Beitrag zum Schutz von Kindern- und Jugendlichen aus Familien in schwierigen Lebensverhältnissen. In der Vergangenheit konnte sie die Lebenssituation zahlreicher Menschen verbessern.
Soziale Kompetenzen stärken
Das Hauptziel der Caritas ist die soziale Integration von Kindern, Jugendlichen und Familien aus schwierigen Lebensverhältnissen. Gerade in ländlichen Gebieten, die weit von urbanen Strukturen entfernt liegen, sind die Menschen auf externe Hilfe angewiesen. In den abgelegenen Ortschaften Neman, Bagratjonowsk und Tschernjachowsk wurden drei Jugendzentren aufgebaut. 150 Kinder und Jugendliche in Alter zwischen 12 und 20 Jahren erhalten dort eine umfassende pädagogische und psychologische Betreuung. Pro Standort helfen 16 professionelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Jugendlichen dabei, ihre soziale Kommunikation zu verbessern und ihre teils traumatischen Erlebnisse aufzuarbeiten. Die Eltern werden in diesem Projekt umfassend eingebunden. Durch gemeinsame Sitzungen mit ihren Kindern werden familiäre Konflikte gelöst und der Zusammenhalt gefördert.
Caritas-Hilfe schafft Perspektiven
Um die Jugendlichen besser in den Arbeitsmarkt integrieren zu können, bietet die Caritas eine individuelle Beratung an. Die Jugendlichen können vor Ort an Schulungen teilnehmen, in denen sie Basiskompetenzen erwerben. Sie erhalten beispielsweise Einblicke in Handwerksberufe, wodurch es ihnen später leichter fallen soll, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Die Angebote sind vielseitig: Von Tischlerworkshops, über Schneiderkurse bis hin zum Erlernen von Kunsthandwerk. Die in der Schulung angefertigten Produkte werden auf einem Basar verkauft. Durch die Präsentation und den Verkauf der Ergebnisse ihrer Arbeit wird das Selbstwertgefühl der Kinder und Jugendlichen gestärkt.
Die Jugendlichen festigen ihre handwerklichen und kreativen Kompetenzen. In den Werkstätten eignen sie sich grundlegende Fertigkeiten an. Dies erleichtert die Berufswahl und die Aufnahme in eine Ausbildung.Foto: Caritas Kaliningrad
Die Caritas ist in Kaliningrad zunehmend als Akteur in der Kinder-und Jugendarbeit anerkannt. So ist zum Beispiel am Standort Bagratjonowsk die Leiterin des Jugendzentrums gleichzeitig auch die Vorsitzende der kommunalen Abteilung für Angelegenheiten Minderjähriger. Durch die Verzweigung kann sie Einfluss auf die staatlichen Behörden nehmen und sie für Themen der Jugendförderung sensibilisieren.