Die Caritas Libanon verfügt über langjährige Erfahrung in der Betreuung von Arbeitsmigrantinnen und Geflüchteten. Neben der intensiven Betreuung der unmittelbar betroffenen Frauen hat Caritas Libanon eine Reihe politischer Aktivitäten initiiert, um die rechtliche Situation der Arbeitsmigrantinnen zu verbessern. Durch die Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden hat sich die Caritas darüber hinaus zur sozialen, medizinischen und juristischen Betreuung der Betroffenen offiziell Zugang zu Gefängnisinsassen verschafft.
Zugang zum Abschiebegefängnis
Küche im "Safe House". Bis vor einigen Jahren landeten selbst schwangere Frauen und Mütter mit ihren Kindern im Abschiebegefängnis - jetzt finden sie bei der Caritas Unterschlupf.Foto: Caritas international
Als einzige Nichtregierungsorganisation im Libanon darf die Caritas die vergessene Welt des Abschiebegefängnisses betreten. Die Strategie der Caritas-Profis ist: Sie kooperieren mit dem Militär. Dafür können sie viel für die Insassen tun - sie stehen ihnen mit warmen Mahlzeiten, medizinischer Versorgung, aber auch Rechtsberatung bei. Die Arbeit der Caritas Libanon im Abschiebegefängnis steht in enger Verbindung mit einem, von Caritas international finanziertem Frauenhaus für Migrantinnen in Beirut.
Schutz für Frauen in besonders prekärer Lage
Aufgrund fehlender Sprach- und Landeskenntnisse sind viele Frauen eng an ihre Arbeitgeber gebunden. Ihre Aufenthaltsrechte hängen direkt von diesem Arbeitsverhältnis ab. Missbraucht der Arbeitgeber diese Macht, sind viele Frauen in dieser Situation gefangen. Frauen, die vor ihrem Arbeitgeber geflüchtet sind und sich danach aufgrund fehlender Dokumente illegal im Libanon aufhalten oder bereits im Gefängnis waren sind besonders schutzbedürftig. Sie leiden oft unter psychischen Problemen. Bis vor einigen Jahren landeten selbst schwangere Frauen und Mütter mit ihren Kindern im Abschiebegefängnis. Doch auch hier konnten sich die Caritas Mitarbeiter/innen für die Rechte der Arbeitsmigrantinnen einsetzen.
"Safe House" in Beirut
Wenn gefangenen Frauen schwanger sind, an schweren chronischen Krankheiten leiden oder von Kindern begleitet werden, können sie nach Verhandlungen mit den Sicherheitsbehörden aus der Haft entlassen und in den verschiedenen Frauenhäusern der Caritas aufgenommen werden. Caritas international finanziert eines dieser sogenannten "Safe-Houses" in Beirut - ein Schutzhaus, in dem Frauen nicht nur gemeinsam kochen und zur Ruhe kommen können, sondern auch soziale, medizinische und psychologische Betreuung erhalten. Das Frauenhaus ist ein geschlossenes Schutzhaus, das die Frauen nicht ohne Begleitung verlassen dürfen. Es besteht eine enge Kooperation mit dem Gefängnis und den zuständigen staatlichen Stellen.
Zur Situation
Seit dem Ausbruch des Krieges in Syrien, ist der Libanon vor allem dafür bekannt, dass das Land über eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen hat. Bereits seit 2011 unterstützt Caritas international syrische Flüchtlinge und bedürftige libanesische Familien mit Nahrungsmittelhilfen, ärztlicher Versorgung, Bildungsangeboten und Bargeldhilfen. Eine andere Gruppe von Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen und oft nur wenig Aufmerksamkeit bekommen, sind die vielen asiatische und afrikanische Wander- oder Gastarbeiter. Für sie ist, auf der Suche nach Arbeit und einer besseren Zukunft, der Libanon ein bevorzugtes Ziel. In der Regel handelt es sich hierbei um Frauen, die als Hausangestellte bei libanesischen Familien arbeiten. Nach offiziellen Angaben des libanesischen Arbeitsministeriums wurden 2018 insgesamt 250.000 Arbeitsgenehmigungen erteilt, davon 186.429 für weibliche Hausangestellte. Schätzungen von NGOs und betroffenen ausländischen Botschaften gehen von mehr als 200.000 weiteren illegalen Beschäftigungsverhältnissen aus.