Laut Angaben der Vereinten Nationen leben über eine Million Vertriebene und Geflüchtete in Somalia, die Mehrheit sind Frauen und Kinder. Mogadischu, die Hauptstadt des ostafrikanischen Landes, weist den höchsten Anteil an Vertriebenen im Land auf - nahezu eine halbe Million Menschen sind hier längerfristig hergezogen oder infolge der Kriegswirren zwangsumgesiedelt worden. Die meisten von ihnen haben sich in informellen Siedlungen im Stadtgebiet ansiedelt.
In den vergangenen Monaten fanden immer mehr von der Dürre betroffene Menschen den Weg in diese Siedlungen entlang der Außenbezirke der Stadt, täglich kommen sie dort an, oft völlig erschöpft. Dort, wo es ohnehin schon Versorgungsschwierigkeiten gibt, fehlt es nun umso mehr an dem, was ein Mensch auf der Flucht zum Leben braucht: einen Zugang zu Nahrung und Gesundheitsversorgung sowie ein Dach über dem Kopf, Wasser und sanitäre Anlagen.
Die Mehrheit der vertriebenen und geflüchteten Familien stammt aus den Regionen um Banadir, aber auch von den Regionen Bay und Bakool. Diese Regionen haben in den letzten drei Jahren sowohl unter den bewaffneten Konflikten als auch unter der Dürre gelitten und zählten zu den von der Hungersnot 2011 am härtesten betroffenen Gebieten. In diesen Territorien sind militärische Offensiven nach wie vor häufig, heftige Konflikte zwischen den Clans stellen ein hohes Sicherheitsrisiko auch für die einfachen Familien auf den Dörfern dar. Die Lebensbedingungen sind insbesondere in den Distrikten von Kaxda und Daynile, in denen über die Hälfte aller Vertriebenen der Region Banadir leben, elend. Ohne externe Hilfe können die Menschen kaum mehr das Nötigste für ihr tägliches Auskommen organisieren.
Krankheiten sind für Geflüchtete ein hohes Risiko
Insbesondere für Frauen und Kinder ist das Sicherheitsrisiko hoch, viele werden mit körperlicher oder sexueller Gewalt bedroht und sind in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. So wird nicht nur der Weg zur Gesundheitsstation zu einem Risiko, sondern oft selbst der Gang zu einer Toilette. Aktuelle Studien zur Ernährungslage weisen auf ein besorgniserregendes Niveau akuter Mangelernährung hin. Die Gesundheitsstationen sind schlecht ausgestattet und unterbesetzt, das Personal oft nicht genügend ausgebildet. Eine Folge dieser komplexen Mangellage sind niedrige Impfraten für vermeidbare Krankheiten und hohe Sterblichkeitsraten unter Müttern und Kleinkindern. Anfang März zählte die Weltgesundheitsorganisation über 1.900 Cholerafälle in nur einer Woche. Auch Malaria und Durchfallerkrankungen sowie Blutarmut sind häufige Krankheiten. Die bereits sehr armen Gastgeberkommunen sind mit der Lage völlig überfordert.
Wenn der Patient zu schwach ist, muss der Notdienst zum Patienten kommen
Zudem ist Somalia ein Land, in dem durch den langen Bürgerkrieg quasi keine staatlichen Gesundheitsdienste präsent sind. Deshalb das Engagement von lokalen zivilgesellschaftlichen Organisationen so wichtig. Mit dem lokalen Partner vor Ort, der gemeinnützigen somalischen Nichtregierungsorganisation WARDI (Relief and Development Initatives), schickt Caritas international mobile Gesundheitsteams, ausgestattet mit Notfallmedizin und Überweisungsträger für eine weitere Behandlung, in zwei Vertriebenensiedlungen. So helfen sie den Geflüchteten sowie den armen Gastgemeinden dabei, Kranke medizinisch zu versorgen - die Teams arbeiten präventiv als auch kurativ. Medikamente, Impfstoffe, Verbandsmaterial sowie medizinischer Bedarf für eine Basisgesundheitsversorgung werden im Rahmen des Projektes finanziert. Auch Transporte von Kranken in eine Krankenstation oder ein Krankenhaus werden von den Teams im Notfall veranlasst.
Die von Krankheit geschwächten Menschen haben oft keine Kraft, Hilfe aufzusuchen und geben sich dann ihrem Schicksal hin - auch hier wird durch sensibilisierende Treffen in den Siedlungen Bewusstsein geschaffen und gerade auch Frauen dazu ermutigt, die Gesundheitsstationen zeitig in Anspruch zu nehmen. Je häufiger die Menschen von der Möglichkeit hören, hier Hilfe zu bekommen, desto mehr mobilisieren sie sich gegenseitig und helfen den Kranken, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Besonders im Bereich Hygiene kann durch wichtige Tipps die Vorsorge verbessert und Infektionskrankheiten vermieden oder die Ansteckungsgefahr verringert werden.
Fachkräfte organisieren zudem Treffen für das Gesundheitspersonal, um das medizinische Personal fortzubilden und so durch fachliche Kompetenz die Angebote und medizinischen Dienste für die Bedürftigen zu verbessern. Auch ein fünftägiges Training über "Integriertes Management von Krankheiten" für die Pfleger, Schwestern und medizinischen Hilfskräfte zielt auf eine verbesserte Gesundheitsversorgung bei Kindern.
Mai 2017